Görlitz

"Schönste Stadt Deutschlands"

Mit über 3.600 Baudenkmalen aus Gotik, Renaissance, Barock und Gründerzeit ist Görlitz ein Bilderbuch der Städtebaukunst. 1945 wurde aus dem "Tor nach Schlesien" die östlichste deutsche Stadt. Seit 1998 wächst Görlitz mit Zgorzelec am anderen Neiße-Ufer zur deutsch-polnischen "Europastadt" zusammen. 2010 wollten beide gemeinsam Kulturhauptstadt Europas werden.

Heiliges Grab und Filmkulisse

"Görlitz ist die schönste Stadt Deutschlands", sagte Prof. Gottfried Kiesow, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz. Nirgendwo sonst gebe es unzerstörte gewachsene Bausubstanz in dieser Dichte. Zu den kulturhistorischen Glanzstücken gehört das Heilige Grab von 1504, eine europaweit einzigartige originalgetreue Nachbildung der Grabkapelle in Jerusalem, ebenso wie der Schönhof, das älteste Renaissance-Bürgerhaus nördlich der Alpen, seit 2005 Domizil des Schlesischen Museums. Nicht nur Touristen, auch Film-Crews zieht die Görlitzer Altstadt immer wieder an. So kann man sie in Hollywoods Neuverfilmung des Jules-Verne-Klassikers "In 80 Tagen um die Welt" bewundern - als Paris des 19. Jahrhunderts. In unserer Ferienwohnung verbrachten Kate Winslet, David Kross und weitere bekannte Schauspieler Anfang 2008 ihre Drehpausen, als in Görlitz die Dreharbeiten für "Der Vorleser" liefen.

Reiche Handelsstadt

Im Mittelalter blühte in Görlitz der Handel mit Tuch und dem Färbestoff Waid. Durch die damals böhmische Stadt führte die "Via regia" vom spanischen Santiago de Compostela bis nach Kiew. 1346 schloss sich die reiche Handelsmetropole mit Bautzen, Zittau, Kamenz, Löbau und Lauban zum mächtigen Sechsstädtebund zusammen und erhielt kaiserliche Privilegien. Zwischen Renaissance und Aufklärung wirkte in Görlitz der Schuhmacher und Mystiker Jacob Böhme, Hegel nannte ihn später den "ersten deutschen Philosophen". 1779 wurde die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften gegründet.

Zweite Blüte in Preußens Provinz Schlesien

Ihre zweite Blüte erlebte die Stadt, nachdem sie 1815 von Sachsen abgetrennt und der preußischen Provinz Schlesien zugeschlagen wurde. Dampfmaschinen trieben nun die Webstühle an. 1847 wurde Görlitz ans das preußische und das sächsische Eisenbahnnetz angeschlossen. In der Stadt gebaute Eisenbahnwaggons wurden bald bis nach Russland exportiert. Auch Deutschlands erster Speisewagen kam aus Görlitz. Die Einwohnerzahl wuchs im 19. Jahrhundert von 10.000 auf über 80.000. Die ab 1876 veranstalteten Schlesischen Musikfeste hatten bald einen guten Ruf und mit der 1910 errichteten Stadthalle auch ein eigenes Haus. Das 1851 wurde das Stadttheater eröffnet. Bisher hat die "kleine Semperoper" alle Kürzungsrunden und Fusions-Debatten erfolgreich überstanden.

Seit 1945 östlichste deutsche Stadt

Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt nicht zerstört, doch ist Görlitz seit 1945 Deutschlands östlichste Stadt, die Neiße bildet seitdem die Staatsgrenze zu Polen. Aus den Stadtvierteln jenseits des Flusses wurde die Stadt Zgorzelec gebildet, besiedelt vor allem durch Polen, die ihre Heimat in der heutigen Ukraine verlassen mussten. 1950 schlossen DDR und Volksrepublik Polen im "Dom kultury" von Zgorzelec, der einstigen wilhelminischen "Oberlausitzer Ruhmeshalle", das Abkommen über die Oder-Neiße-Grenze. Festgeschrieben war darin auch für Görlitz der Status einer geteilten Stadt.

Görlitz gewinnt Schönheit zurück

Die deutsche Vereinigung 1990 hatte für Görlitz zwiespältige Folgen. Einerseits wurde es "Modellstadt der Altbausanierung". Mit 400 Millionen Euro Fördermitteln vom Bund und vom Land Sachsen wurde der allgemeine Verfall gestoppt. Eine große Anzahl von Fassaden sind mittlerweile restauriert. Vor allem die Altstadt gewann ihre Schönheit zurück. Verloren gingen allerdings Arbeitplätze. Von 77.000 im Jahre 1990 sank die Einwohnerzahl auf 60.000. Doch seit Oktober 2004 ziehen wieder mehr Menschen nach Görlitz als Menschen aus Görlitz wegziehen!